Ein Jahr in Seoul, ein Streifzug durch eine Hauptstadt, die niemals schläft

Koudjiratou Salao

Koudjiratou Salao studiert an der EM Strasbourg Business School und ist soeben von einem vollen Auslandsjahr an der Sogang Universität in südkoreanischen Seoul zurückgekehrt. Ein zwölfmonatiger Streifzug durch diese dynamische asiatische Hauptstadt, deren Kultur sowohl von Japan als auch vom Westen inspiriert ist.

 

 

Eine hochentwickelte Kultur des Scheins

Seoul ist eine der Hochburgen der Mode und Kosmetik in Asien und der Welt. Koudjiratou träumt von einem zukünftigen Job in diesem Sektor. Aus diesem Grund entschied sich sich im Rahmen ihres Auslandsjahres für Südkorea. „Die Seouler“, weiß sie zu berichten, „kümmern sich bis ins kleinste Detail um ihre Outfits. Beispielsweise umfasst ihre tägliche Hautpflege sieben verschiedene Produkte, die morgens und abends auf das Gesicht aufgetragen werden. Das hat mich wirklich neugierig gemacht.“

Der Studentin blieben auch die Modefestivals der Hauptstadt nicht unentdeckt. „Ich konnte an der Seoul Fashion Week und dem Seoul Fashion Festival teilnehmen. Ich ging zu Modeschauen und wurde auf kleine koreanische Modeschöpfer aufmerksam. Viele Einheimische zögern, Englisch zu sprechen, weshalb ich gezwungen war, mich anders zu verständigen, manchmal nur durch Zeichen.“ Koudjiratou stammt ursprünglich aus Afrika und ihre Hautfarbe unterscheidet sich stark von der der Südkoreaner.  An der Universität“, sagt sie, „gibt es zwar Menschen aus aller Herren Länder, in der Stadt jedoch sehr viel weniger. Ich fiel also auf. Anstatt mich dafür zu schämen, habe ich gelernt, leichter auf die Menschen zuzugehen.“

 

 

Die Universität von Seoul, ein interkultureller Ort

Die Sogang-Universität bietet ein spezielles Studienprogramm für Auslandsstudierende an, wobei alle Kurse auf Englisch unterrichtet werden. Koudjiratou trifft sich mit Menschen aller Nationalitäten, darunter französische, aber auch koreanische Studierende. „Auf der Uni sprechen alle Koreaner Englisch. Wir hatten Gelegenheit, bei einigen Projekten zusammenzuarbeiten, insbesondere während eines Kommunikations- und Marketingwettbewerbs. Die einheimischen Studierenden halfen meiner Gruppe dabei, die Erwartungen der Jury und ihre Bewertungskriterien zu verstehen. Die Lehrkräfte waren ebenfalls sehr umgänglich und stets bereit, unsere Fragen zu beantworten. Dank ihnen konnte ich mein Englisch stark verbessern.“

Die junge Auslandsstudentin nahm an internationalen Geschäfts-, Buchhaltungs- und Marketingkursen teil. Sie beschloss aber auch, sich stärker für ihr Gastland zu interessieren, unter anderem mithilfe eines Kurses über koreanische Kultur und Religionen.

 

 

Ein ständiger Überfluss

Eine der auffallendsten Entdeckungen dieses Auslandsjahres war der allgemeine Gemütszustand der Seouler, die sich ständig zwischen Stress und Entspannung bewegen. „Ich war besorgt über ihre Einstellung zur Arbeit, weil ich wusste, dass Depression am Arbeitsplatz ein sehr großes Problem darstellt. Es stellte sich heraus, dass auch die Freizeitgestaltung in Seoul ebenso intensiv ist. Karaoke, zum Beispiel, ist sehr beliebt. Alle paar Meter gibt es einen Karaokeladen und die Menschen gehen jeden Tag nach der Arbeit dorthin.“ Koudjiratou beschreibt eine Stadt, die niemals schläft.

Restaurants, Karaoke- und andere Vergnügungseinrichtungen sind rund um die Uhr geöffnet, alles in einer sehr respektvollen Atmosphäre. „Manchmal vergaß ich eine Tasche in einem Laden und fand sie zwei Stunden später an genau der gleichen Stelle wieder. Ich habe mir auch angewöhnt, ältere Menschen auf der Straße mit einem kleinen Kopfnicken zu begrüßen. Jetzt, wo ich wieder in Paris bin, erscheint mir dieses Zeichen des Respekts etwas fehl am Platz, ich muss mich erst wieder eingewöhnen!“

Teile den Artikel